Für immense Schäden sorgte das Hochwasser im Juni 2024 an der Paar. Auch Kissing war stark betroffen. Entsprechend interessiert lauschten die Mitglieder des Bauausschusses einem Vortrag von Roland Weigert, Vorsitzender des Innenausschusses im bayerischen Landtag, und seinem Büroleiter Thomas Assenbrunner. Diese warben dafür, dass Kissing der Arbeitsgemeinschaft solidarischer Hochwasserschutz (Arge) beitritt. Im Zusammenschluss mehrerer Kommunen soll der Hochwasserschutz entlang der Paar überregional koordiniert und verbessert werden.
Die Initiatoren sind gerade dabei, einen Verein zu gründen. Die Kommunen können diesem als Mitglieder mit Entscheidungsbefugnis beitreten. Abgeordnete, Behördenvertreter und Experten könnten in Form eines beratenden Gremiums eingebunden werden. Zur Finanzierung sollen die Mitgliedskommunen pro Jahr und Einwohner einen Euro zahlen, im Falle Kissings also rund 12.000 Euro.
Maßnahmen zum Hochwasserschutz sollen schneller umgesetzt werden
Ziel ist es, den Hochwasserschutz für den gesamten Paarraum über kommunale Grenzen hinweg zu verbessern. Ein Echtzeit-Frühwarn-System soll mehr Zeit verschaffen, sich im Katastrophenfall zu wappnen. Die Arge will mit innovativer Technik arbeiten und kooperiert mit Universitäten und Hochschulen. Durch den Zusammenschluss erhoffen sich die Initiatoren mehr politischen Einfluss bis auf Europaebene: Hochwasserschutzmaßnahmen sollen so schneller umgesetzt werden.
Die Arge erhält rund 500.000 Euro Fördermittel aus dem Programm Schwammregion sowie 900.000 Euro für die Erstellung eines digitalen Zwillings. Dieser ist ein virtuelles Abbild des Flusssystems Paar. Er basiert auf Daten von Satelliten, Sensoren, Geoinformationssystemen und Wettermodellen. Eingebunden ist eine künstliche Intelligenz, die Muster erkennt und aus den Daten lernt. Das ermöglicht präzisere Prognosen, schnellere Warnung und bessere Planung von Schutzmaßnahmen. „Das alles soll auch dazu führen, dass Versicherungen für den einzelnen wieder bezahlbar sind“, sagte Roland Weigert. Damit sprach er ein Problem an, das auch viele Kissinger betrifft.
Der Kissinger CSU-Fraktionschef Michael Eder sprach die Interessensgemeinschaft Hochwasserschutz (IGHS) an, deren Vorsitzender Anton Staffler als Zuhörer den Vortrag verfolgte. „Gibt es eine Möglichkeit, dass die sich einbringen können? Die haben sehr viel Kenntnis bei dem Thema“, sagte er. Assenbrunner bezeichnete die IGHS als wichtige Unterstützer. Weigert stellte allerdings klar, dass eine Mitgliedschaft mit Stimmrecht nur die Kommunen haben. Ludwig Asam (Grüne) fände einen digitalen Zwilling super. Er erinnerte an die Situation, als das Wasserwirtschaftsamt nachts die Rückhaltebecken ablassen musste, die überzulaufen drohten. „Da könnte man dann auch einen besseren Informationsfluss für die Bevölkerung haben“, meinte er.
Bürgermeister berichtet: Zuschüsse für Hochwasserschutz in Kissing gekürzt
Asam sprach außerdem den innerörtlichen Paarausbau an, für den die Planungen schon seit dem Pfingsthochwasser 1999 laufen. „Kann man dann davon ausgehen, dass die Bagger etwas schneller kommen?“, wollte er wissen. Dazu gab es allerdings von Weigert und Assenbrunner keine Aussage. Bürgermeister Reinhard Gürtner sprach in dem Zusammenhang an, dass die Zuschüsse für den Paarausbau reduziert wurden. Ursprünglich hätte es 60 Prozent Förderung geben sollen. Zuletzt habe er die Auskunft erhalten, dass es nur 50 Prozent gibt. „Das war ernüchternd. Vielleicht können wir ja in der Gemeinschaft auch da etwas bewegen“, sagte er.
SPD-Fraktionssprecherin Silvia Rinderhagen wollte wissen, ob jeder Bürger auf den digitalen Zwilling zugreifen könne. Weigert kann sich abgestufte Nutzerprofile vorstellen, da Anwohner weniger Daten brauchen als beispielsweise ein Einsatzleiter der Feuerwehr. Die Fraktionen haben jetzt etwas Zeit, sich Gedanken zu machen. In der Gemeinderatssitzung am 23. Juli könnte dann über einen Beitritt abgestimmt werden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden